„Helfen Sie mir, im Job voranzukommen, aber mein Privatleben lassen wir beiseite.“ Mit dieser Vorstellung kommen viele Führungskräfte ins Coaching. Doch von dieser müssen sie sich schnell verabschieden. Denn Coaching ist Arbeit am Menschen – und der lässt sich nicht aufspalten. Job und Privates gehen Hand in Hand. Eine erste Idee, was damit konkret gemeint ist, kann ein Beispiel aus der Coachingpraxis liefern:
Eine Filialleiterin eines großen Unternehmens in München wollte ihre Vision vom eigenen Startup so schnell wie möglich realisieren. Ins Coaching kam sie unter anderem mit diesen Fragen: Wie trete ich gegenüber Investoren, Geldgebern und Kunden auf? Wie verkaufe ich mich und meine Idee? Die wichtigste und erste Erkenntnis, die sie aus dem Coaching mitnahm, bezog sich jedoch auf etwas vollkommen anderes. Sie lautete: Ich will heiraten. Die Filialleiterin machte ihrem Partner einen Antrag, ein Jahr später fand die Hochzeit statt. Dann erst eröffnete sie ihr Unternehmen – mit sensationellem Erfolg: Für ihr innovatives Konzept gewann sie kurz nach Gründung einen internationalen Wettbewerb.
Solche Geschichten sind im Coaching nicht selten. Die Menschen kommen mit einem beruflichen Anliegen, bearbeitet wird letztlich dann aber primär ein Aspekt aus dem Privaten. Das hängt damit zusammen, dass es im Coaching nahezu immer (auch) darum geht, Quellen zu aktivieren, die Energie liefern für die Erreichung von – selbst gesteckten oder erst noch zu findenden – Zielen. Die wichtigste Energiequelle ist wirkliche Freude – und die gibt es eben nicht in privater oder professioneller Variante, sondern nur in Reinform.
Deswegen nehme ich mir beim Coaching die Freiheit, gängige Denkmuster, ja Dogmen, zu durchbrechen. Ich kombiniere unterschiedliche Instrumente und Methoden auf den Ebenen des Bewusstseins und des Unbewusstseins, um die Teilnehmer meiner Seminare zu mehr Erfolg zu führen – mehr Leichtigkeit und Lebenslust, mehr Freude. Und zwar im Job und nach Feierabend.
Fehlt Menschen diese Freude, kann sich dies in vielerlei Formen ausdrücken: angefangen von einer latenten Unzufriedenheit bis hin zum Gefühl, vor einem Scherbenhaufen zu stehen. Oft wird der Coach erst kontaktiert, wenn der Druck kaum mehr auszuhalten ist. Kommt dann noch etwas Unvorhergesehenes hinzu, kommt es meist zu einer ernsten Krise. Den Betroffenen fällt es schwer, klar zu denken oder zu agieren.
Erst recht nicht können sie (ohne Unterstützung) Schritte planen, die sie aus dieser Situation herausführen.
In so einer Krisensituation wäre es besonders verheerend, als Coach eine Trennung zwischen Privat- und Berufsleben zu konstruieren, also wesentliche Teile der Persönlichkeit auszuklammern. Systemisch gesehen besteht jeder Mensch aus vielen Teilpersönlichkeiten, die in Krisenzeiten nicht mehr zusammenarbeiten. Der Betroffene ist von sich selbst getrennt – abgekoppelt von seinem „inneren Netzwerk“. Im Coaching muss es dann darum gehen, diese Verbindung wiederherzustellen, statt die Spaltung weiter voranzutreiben.
Genau das würde jedoch ein Coach machen, der dem Wunsch des Klienten nachkäme, das Private auszuklammern, weil es ja nur um seinen Job gehe und er privat sowieso jemand völlig anderes sei. Das stimmt so nicht, denn alle seine „Persönlichkeiten“ teilen die gleichen Grundbedürfnisse. Mithin wirkt sich deren Befriedigung respektive Nichtbefriedigung auch nicht nur auf eine Facette der Person, sondern immer auf die Person als Einheit aus. Zentral sind zwei angeborene Grundbedürfnisse, die der Neurobiologe Gerald Hüther Verbundenheit – im Sinne von Zugehörigkeit – und Freiheit – im Sinne von freie Entfaltung – nennt. Ein häufiges Problem: Schon Kinder adaptieren Verhaltensweisen, die gar nicht zu ihrer Persönlichkeit passen, um den Eltern zu gefallen. Das Heranwachsen ist von fremden Wünschen und Anforderungen in Familie, Kindergarten oder Schule geprägt. Im Job ist es das Gleiche: Als Beschäftigter hat man gelernt, sich anzupassen, um seinen Platz im Unternehmen einzunehmen und gesehen zu werden. Oft ist es also das Bedürfnis nach Verbundenheit, dass dem nach Freiheit in die Beine grätscht. Es gibt aber auch den umgekehrten Fall und auch den, dass eins der Bedürfnisse oder beide nicht befriedigt werden, ohne dass es (negative) Wechselwirkungen zwischen den Bedürfnissen gibt.
Doch wer sich mit Äußerlichkeiten wie der Karriere beschäftigt, spürt sein Inneres immer weniger. Das kann über Jahrzehnte gut gehen, dann funktioniert plötzlich nichts mehr. Die Folge: Unzufriedenheit, Frustration, Trennung, Burnout, bis hin zu physischer Krankheit – Symptome der Krise. Doch die Krise kann ein Segen sein. Die hochemotionale Phase zwingt uns in uns reinzuhören, wer wir sind und was wir wollen.
In allen Fällen gewinnen Kompensationsmittel an Bedeutung. Es entsteht Abhängigkeit von Ersatzbefriedigung, wie sie alles Mögliche liefern kann. Oft sind es Statussymbole, aber auch Beziehungen, sogar Familie kann als Ersatz fungieren. In jedem Fall wird versucht, in etwas Äußerlichem das zu empfinden, was im Inneren nicht mehr zu wecken ist. Das Fatale: Je mehr man sich mit Äußerlichkeiten beschäftigt, desto weniger spürt man sein Inneres. Das kann über Jahrzehnte gut gehen, bis irgendwann plötzlich nichts mehr funktioniert. Extreme Unzufriedenheit entsteht, Frustration, eine Krise.
Coachs haben die Mittel, Führungskräfte in solchen Krisen zu unterstützen. Sie können ihnen dabei helfen, dem nachzuspüren, wer sie sind und was sie wirklich wollen. Im Coaching eine Suche zu inszenieren, die sich nur auf einen speziellen Lebensbereich wie den Job bezieht, wäre so, wie dem berühmten Betrunkenen bei der Suche nach seinem Schlüssel im Lichtkegel der Laterne zu helfen, obwohl man genau weiß, dass er ihn woanders verloren hat. Es wäre unredlich.
Damit Menschen ein erfülltes Leben leben und – wie im Anfangsbeispiel – Energie entwickeln können, um Ziele zu verwirklichen, benötigen sie wirkliche Freude. Die gewinnen sie aus der Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse nach Verbundenheit und Freiheit – egal in welchen oder besser gesagt in allen Lebensbereichen. Deshalb sollte keiner dieser Bereiche ausgeklammert werden. Deshalb lassen sich private Themen im Coaching nicht nicht berücksichtigen.
Die Menschen kommen mit einem beruflichen Anliegen, bearbeitet wird letztlich dann aber primär ein Aspekt aus dem Privaten.
– Paola Molinari –
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